Außer einem zweifellos verdienstvollen, aber doch überholten Kunstführer älteren Datums von Evi Melas stand außerdem lange kein qualifizierter Reiseführer über Rumänien zur Verfügung. 1998 hat die Reisejournalistin Ebba Hagenberg-Miliu dann bei dem für Reiseliteratur äußerst renommierten Verlagshaus Dumont erstmals ihren Reiseführer zu Rumänien vorgelegt. Dieser bot eine qualifizierte Darstellung zu Rumänien und seinen touristischen Möglichkeiten und Attraktionen.
Nun ist dieser Reiseführer pünktlich zum EU-Beitritt Rumäniens und zur Ernennung von Hermannstadt zur Europäischen Kulturhauptstadt 2007 in einer neuen, nochmals erweiterten und verbesserten Ausgabe erschienen. Nachdem die früher sehr rumänienkritische deutsche Presse mittlerweile erkannt hat, daß das Land mehr zu bieten hat als Armut und Elend, Korruption, Kriminalität und kommunistische Erblasten und neuerdings entsprechende Reiseempfehlungen veröffentlicht, kommt diese Neuauflage gerade recht.
Zu der positiveren Bewertung Rumäniens im allgemeinen und seiner touristisch-kulturellen Attraktionen im besonderen in den deutschsprachigen Medien seit geraumer Zeit hat sicher auch die einzigartige politische und wirtschaftliche Entwicklung Hermannstadts seit der Wahl von Klaus Johannis zum Bürgermeister und der Ernennung der siebenbürgischen Metropole zur Europäischen Kulturhauptstadt beigetragen. Es bewahrheitet sich damit auch, was Johannis bei der Konferenz der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS) 2004 zum Rumänien-Image in den deutschsprachigen Medien sagte, nämlich, daß die Ernennung Hermannstadts zur Kulturhauptstadt wohl das wichtigste Imageprojekt für ganz Rumänien seit der Wende von 1989 darstellt.
Ebba Hagenberg-Miliu bietet nun auch in dieser vollständig neu gestalteten Ausgabe die bewährte Mischung aus Sachkompetenz und gut recherchiertem Hintergrund mit vielen praktischen Tips für Reisen nach Rumänien. Alle Regionen werden in gleicher Weise in Wort und Bild gewürdigt: Bukarest und die Walachei, die Schwarzmeerküste und das Donaudelta, die Moldau und die rumänische Bukowina, die Maramuresch, Siebenbürgen und das Banat mit Temeswar.
Die Einführungen zu Geschichte, Land und Leuten sind sehr gelungen und aktualisiert. Dabei beschränkt sich die Autorin nicht auf strikt touristisches Hochglanzmaterial, sondern bietet auch Fotos etwa von Studenten in Bukarest oder wettergegerbten Bauern bei der Feldarbeit, die über manche idyllischen Darstellungen in Reisebroschüren der Fremdenverkehrsämter hinausgehen. Auch Fotos von Büroräumen boomender Firmen von Wirtschaftsjunioren und von der Unterzeichnung des EU-Beitrittsvertrages im April 2005 sind nicht ohne weiteres in anderen Reiseführern zu finden.
Überhaupt bietet dieser Reiseführer von seiner Konzeption her mehr als klassische Reiseempfehlungen. Er zählt nicht nur Fakten, Adressen und Tips zu touristischen Zielen auf. Sondern es gelingt der Autorin, Politik und Wirtschaft, Geschichte und Religion, Geographie und Natur, Küche und Kultur, Sehenswürdigkeiten und Wissenswertes in einer sehr ansprechenden und sachkundigen Weise vorzustellen und zu vermitteln.
Es ist zu spüren, daß die Autorin nicht distanziert und oberflächlich Eindrücke referiert und Sekundärliteratur wiedergibt, sondern bei aller Objektivität doch eine Innensicht des Landes präsentiert und damit Land und Leute nicht nur beschreibt, sondern mit viel Verständnis erklärt. Die besondere Verbundenheit der Autorin mit dem Land stellt ein großes Plus dieses Reiseführers dar, der nicht nur drucktechnisch und inhaltlich hervorragend ist, sondern auch auf Basis gründlicher Recherche mit Liebe zum Land geschrieben ist.
Besonders deutlich wird dies in den zwanzig Sonderabschnitten zu einzelnen Themen. Der Umweltschutz in Rumänien, der wirtschaftliche Aufschwung nach 1989, der Bildhauer Constantin Brancusi, das christliche Volksbrauchtum, der Dichter Mihai Eminescu und die Chansonette Maria Tanase, aber auch Hermann Oberth und die Raumfahrt, der Exodus der Rumäniendeutschen und die Lage der ungarischen Minderheit und der Roma zählen unter anderem zu den Themen. Auch ein eigener Abschnitt zur ökumenischen Arbeit der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS).
Die vielen praktischen Tips und das Kartenmaterial sind ausgesprochen zuverläßig und hilfreich. Die durchgehende Farbbebilderung weckt die Reiselust.
Ähnliches gilt im übrigen für den Reiseführer der Autorin zur Schwarzmeerküste, der etwas früher erschienen ist. Hier werden nicht nur die Planschmöglichkeiten vorgestellt, sondern auch die reiche Geschichte der Kulturlandschaft der Dobrudscha von der Antike bis heute. Die Autorin zeigt, daß die Dobrudscha mehr zu bieten hat als Strand und Sand. Dem Taschenführer ist eine Regionalkarte beigegeben. Fünf "Extra-Touren" empfehlen Wege zur Erkundung der reichen Kultur und Natur dieser Region (Schiffstour durchs Donaudelta, eine Exkursion zur Ruinenstadt Histria, eine zu Kirchen, Synagogen und Moscheen, eine Tour zu den wichtigen Klöstern St. Andreas und Dervent mit Adamclisi sowie einen Ausflug ins Weingut Murfatlar).
Ebba Hagenberg-Miliu bietet hervorragende, weit überdurchschnittliche Reiseliteratur zu Rumänien, die Touristen wie hier lebenden Ausländern und sonstigen Gästen des Landes erstklassige Informationen und auch Einblicke in das Alltagsleben des Gastlandes vermittelt. Es sind Reiselust weckende Lesebücher zu Land und Leuten.
aus: Hermannstädter Zeitung Nr. 2035/15. Juni 2007
Rezension von Johann Steiner. 01.08.2006
Es ist der dritte Reiseführer Reiseführer der promovierten Philologin Ebba Hagenberg-Miliu und gehört zum Besten, was auf diesem Gebiet über das Land erschienen ist. Die Autorin kennt Rumänien gut. Denn sie ist mit einem Rumänen verheiratet, und gemeinsam mit ihrem Mann hat sie dieses Land kennen und lieben gelernt. Das merkt der Leser, wenn die Bonner Journalistin zusammen mit Cezar Miliu in sieben Kapiteln Rumänien bereist: Bukarest und die Walachei, die Schwarz-Meer-Küste, Moldau und Bukowina mit ihren orthodoxen Klöstern, Siebenbürgen oder das Banat. Ebba Hagenberg-Miliu hat dem Südwesen Rumäniens, in den vorhergehenden Reiseführern der Autorin etwas zu kurz gekommen, mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Ein Abstecher zu Nikolaus Lenaus Geburtshaus in Lenauheim wird dem Urlauber empfohlen. Sie bummelt durch Hermannstadt, zusammen mit Luxemburg Europas Kulturhauptstadt 2007, und findet Holzschnitzkunst in der Walachei. In den Fogarascher Bergen geht sie auf Wanderschaft, präsentiert Skigebiete und Höhlenklettertouren. Es sind diese zahlreichen Extra-Tipps, die jedem sein eigenes Rumänien-Abenteuer ermöglichen. Und: Direkt bei jedem Ort, jedem Nationalpark oder jeder Bergregion stehen alle hilfreichen Adressen zu Hotels und Restaurants, Öffnungszeiten oder Entrittsgeldern.
Das Titelbild des neuen Reiseführers zeigt Häuserfassade in der Schäßburger Altstadt. |
In einem 30 Seiten langen Kapitel ist Wissenswertes für eine Rumänien-Reise gesammelt: von der Anreise über das Reisebudget bis zum Sprachführer.
Gesonderte Abschnitte informieren zudem ausführlich über dieses Land im Aufbruch: seine politische Wende und Minderheitenkonflikte, über Brauchtum und Natur.
Kurze eingestreute Geschichten befassen sich mit besonderen Themen, mit Land und Leuten: etwa Erika Schneider und der Umweltschutz im Donaudelta.
Hansi Schmidt, die aus Marienfeld im Banat stammende Gummersbacher Handball-Legende.
Die hochwertige Fotoauswahl vermittelt Impressionen weit entfernt von inszeniertem Folklore-Kitsch. Vielmehr sind es oft verblüffende Eindrücke aus
einem recht unbekannten Land: ein buntes Markttreiben, ein Aussichtspunkt hoch oben in den Karpaten, eine typische Holzkirche in der Maramuresch oder Belle-Epoque-Baukunst am Frachthafen von
Konstanza. Zusammen mit einem ausführlichen Reiseatlas, Touren-Karten und vielen Informationen ergibt das einen guten Reiseführer.
Johann Steiner
Ebba Hagenberg-Miliu: "Richtig Reisen. Rumänien", DuMont Reise Verlag, Köln, 2006, 432 Seiten, mit Reiseatlas und Routenkarten, Format: 12,7 x 19,5cm, 22,95 Euro, ISBN: 3-7701-7614-6.
Rezension von Jürgen Henkel in: "Südosteuropa Mitteilungen" , Heft 04-05/2003, 43. Jahrgang, S. 162ff..
Ebba Hagenberg-Miliu (Text) / Olaf Meinhardt (Fotos):
Rumänien
München: C. J. Bucher Verlag 2003, 96 Seiten (Bildband; Reisen in Europa) Rezensent: Jürgen Henkel
In letzter Zeit erkennen zusehends mehr Reisende die touristische Attraktivität Rumäniens. Ein Blick auf den Buchmarkt dokumentiert diese
Konjunktur. So konkurrieren mittlerweile einige jüngst erschienene Reiseführer mit dem hervorragenden Standardwerk von Ebba Hagenberg-Miliu ("Rumänien", DuMont 1998), das
inzwischen in vierter Auflage erschienen ist. Im Bereich von Bildbänden herrscht jedoch großer Nachholbedarf, vor allem an qualitativ Hochwertigem. Ebba Hagenberg-Miliu und der Fotograf Olaf
Meinhardt helfen diesem Notstand nun mit einem neuen Bildband ab, der alles Bisherige in den Schatten stellt. Wiederum unter dem schlichten Titel "Rumänien" begegnet einem eine wahre Fundgrube an
eindrucksvollen und phantastischen Bildern und Impressionen aus Rumänien, die Liebhabern des Landes und jedem Interessenten facettenreich Menschen, Momente und Sehenswürdigkeiten Rumäniens
präsentiert.
Ein Prachtbildband ist hier entstanden, der Lust macht, jede der gezeigten Landschaften, Städte und Dörfer, Kirchen, Klöster und Plätze selbst zu
erkunden und auch auf die Suche nach solchen Stimmungen, Persönlichkeiten und urigen Gestalten zu gehen, die der Band zeigt. All das durchgehend in Farbe, außer bei historischen Aufnahmen, etwa
von der legendären Sängerin Maria Tânase. Ob stimmungsvolle Bilder vom Donaudelta, ob Fotos vom "Fröhlichen Friedhof" in Sâpânta in der Maramuresch, ob Bilder von Karpatenhirten, ländlichen
Märkten oder dem "Caru cu bere", der elegantesten Gaststätte in Bukarest, ob das Ambiente der Einsamkeit und Ewigkeit in orthodoxen Klöstern oder das geschäftige Treiben in Großstädten - es
gelingt diesem Bildband, einen leidenschaftlichen und vielschichtigen Bilderbogen Rumäniens aufzuschlagen, den der Leser mit zunehmender Begeisterung von Seite zu Seite verschlingen
wird.
Es ist dem Fotografen hoch anzurechnen, dass er sich nicht auf die bekannten Postkartenmotive wie etwa die Altstadtzentren von Schäßburg und
Hermannstadt oder ein Strandpanorama an der Schwarzmeerküste beschränkt, wobei er selbst solche Motive ausgewählt kunstvoll wahrzunehmen weiß. Es werden auch die Bäuerin mit ihrem Schwein auf dem
Markt, verwegene, knorrige Gestalten beim Sonntagsplausch oder ein Hirte beim Häuten eines geschlachteten Lammes gezeigt - Bilder, die touristische Hochglanzprospekte den Kunden gewöhnlich
vorenthalten. Immer wieder kommen regelrecht preiswürdige Fotografien zutage, auch auf Doppelseiten. Dazu zählen zweifellos die Fotos des Ceahlau-Gebirges in der Moldau (S. 90 f.) oder der
beleuchteten Innenräume der Bischofskirche in Curtea de Arges (S. 94). Detailverliebt sowie das Große schätzend bewegt sich der Fotograf zielsicher durch die Motive, die ihm Rumänien vor Augen
stellt.
Die Texte von Ebba Hagenberg-Miliu stehen den Fotografien in Nichts an Eindrücklichkeit und inhaltlicher Substanz nach. Ein ReiseEssay ("Zwischen
Tradition und Aufbruch", 5. 10-58) begleitet den Betrachter der Fotos. Zahlreiche praktische Tips und Hinweise für Rumänienreisen bietet der Abschnitt "Rumänien: Planen. Reisen. Genießen" (S.
66-88). Dort werden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten jeweils kurz in Wort und Bild vorgestellt. Speziellen Themen wie der Folklore, der Landesgeschichte, dem "Dracula"-Mythos oder der deutschen
Minderheit gewidmete Einzelbeiträge schließlich vertiefen die hier knapp und bündig, aber auf hohem Niveau und stimmig gebotene Landeskunde.
Hagenberg-Miliu bietet damit wohltuend Anderes als der durchschnittliche deutsche Journalismus. Sie grenzt sich vorsorglich wie trefflich von jenen Stereotypen und Zerrbildern ab, die die Darstellung Rumäniens in deutschen Medien seit 1989 leider beherrschen: Dracula, Ceausescu und den Straßenkindern (S. 10). All das blendet sie nicht aus. Natürlich werden die Probleme Rumäniens im Kommunismus und der Transformation seit der Wende benannt. Aber die Autorin bleibt nicht dabei stehen. Ebba Hagenberg-Miliu schildert völlig zu Recht auch das andere Rumänien, das der Künstler und Intellektuellen. Das Ambiente von Bukarest kennzeichnet sie als "Flair einer europäischen Metropole" (S. 13) und betont die UNESCO-Qualifizierungen des Landes. Endlich einmal wird vorurteilsfrei die identitätsstiftende Rolle der rumänischen Orthodoxie betont.
Auch die künstlerischen, intellektuellen und wissenschaftlichen Beiträge Rumäniens zur europäischen Geistesgeschichte werden hier genannt. Unter Markierung historischer Probleme wird u. a. festgehalten: "Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts - solange besteht der rumänische Staat - hat es niemals Bürgerkrieg gegeben. Von diesem Land ging auch nie ein überregionaler Krieg aus. Welcher Vielvölkerstaat kann das heute schon von sich behaupten?" (S. 66). Ein zu unterstreichendes Fazit.