"Hagenberg-Miliu bietet wohltuend Anderes als der durchschnittliche deutsche Journalismus. Sie grenzt sich vorsorglich wie trefflich von jenen Stereotypen und Zerrbildern ab, die die Darstellung Rumäniens in deutschen Medien seit 1989 leider beherrschen: Dracula, Ceausescu und den Straßenkindern. All das blendet sie nicht aus. Natürlich werden die Probleme Rumäniens im Kommunismus und der Transformation seit der Wende benannt. Aber die Autorin bleibt nicht dabei stehen. Ebba Hagenberg-Miliu schildert völlig zu Recht auch das andere Rumänien, das der Künstler und Intellektuellen."

 

Jürgen Henkel in Südosteuropa-Mitteilungen

 

 

 

 

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"Es ist der dritte Rumänien-Reiseführer der promovierten Philologin Ebba Hagenberg-Miliu und gehört zum Besten, was auf diesem Gebiet über das Land erschienen ist. Es sind diese zahlreichen Extra-Tipps, die jedem sein eigenes Rumänien-Abenteuer ermöglichen. Und: Direkt bei jedem Ort, jedem Nationalpark oder jeder Bergregion stehen alle hilfreichen Adressen zu Hotels und Restaurants, Öffnungszeiten oder Entrittsgeldern."

 

 Johann Steiner in der Siebenbürgischen Zeitung

 

 

 

 

"Ebba Hagenberg-Miliu bietet hervorragende, weit überdurchschnittliche Reiseliteratur zu Rumänien, die Touristen wie hier lebenden Ausländern und sonstigen Gästen des Landes erstklassige Informationen und auch Einblicke in das Alltagsleben des Gastlandes vermittelt. Es sind Reiselust weckende Lesebücher zu Land und Leuten."

 

 Jürgen Henkel in der Hermannstädter Zeitung

 

 

 

 

 

 

 

Rumänische Musik

Bonner Treffpunkt für Weltmusikfreunde

 

Die rumänische Sängerin Ana-Maria Leistikow brilliert mit ihren Kollegen Damian Dudu, Benjamin Clement und Vilmos Csikós

 

Von Ebba Hagenberg-Miliu

 

BONN. „Bun ii vinul ghiurghiuliu“ singt Ana-Maria Leistikow gut gelaunt in ihren Bonn-Bad Godesberger Konzertraum hinein. Auf Deutsch: „Gut ist der Roséwein“, und zwar der aus der rumänischen Moldau, und ach so wohlschmeckend, dass man mit dem Genießen gar nicht mehr aufhören möchte. Das Publikum wippt zu diesem beschwingten Trinklied aus der Heimat der Sängerin automatisch mit. Im Hintergrund zupft Vilmos Csikós temperamentvoll seinen Kontrabass. Gitarrist Benjamin Clement holt den leidenschaftlichen Rhythmus dieses typischen Volkslieds aus dem Karpatenland ebenfalls aus seinen Saiten heraus. Und dann schwingt sich „Teufelsgeiger“ Damian Dudu, frenetisch beklatscht, zum phantasievollen Solo auf – und Leistikow holt das begeisterte Publikum mit der nächsten kecken Trinkliedstrophe in die manchmal auch grausame Realität zurück: "Gut ist der Roséwein, wenn man ihn mit einem hübschen Burschen trinkt, wenn du ihn aber mit einem hässlichen Mann trinkst, dann bleibt er dir im Halse stecken“.

Lachen im Restaurant ihres Ehemanns Boris Leistikow, das sich immer mehr zu einem Treffpunkt der Weltmusikfreunde in der Region entwickelt hat. Zumal, wenn die Sängerin mit dem Künstlernamen Astatine zu ihren regelmäßigen Konzerten wie auch dieses Mal drei der besten Instrumentalisten rumänischer Folklore, aber auch des Tangos, des Walzers und des Jazz der guten alten Bukarester Zeiten geladen hat. „Wir versuchen, unser Publikum in die Welt des Bukarester Salons der 1930er und 1940er Jahre zu entführen“, verspricht Leistikow, die in ihrer Geburtsstadt Braila mit dem Singen begann. Am Mikrophon steht sie, ebenso in der typischen bestickten Bluse und den Kopf nach hinten gebogen, wie einst Maria Tanase, die bekannteste rumänische Sängerin überhaupt. Die hatte sich mit ihrer eindrucksvollen dunklen Stimme in den 1950er Jahren sogar den Beinamen „Edith Piaf des Ostens“ ersungen. Leistikow singt heller, aber ebenso mit ganzem Herzen.

Neben diversen Django-Reinhardt-Jazz-Songs intoniert Astatine natürlich auch ihre rumänischen Leib- und Magenlieder mit Inbrunst: das kecke „Vrei sa ne intalnim sambata seara“, die Frage, ob man sich doch nächsten Samstagabend treffen werde. Regelrecht schwermütig kommt der Tango „Dacǎ nu te cunoșteam“ daher, der darüber sinniert, was wäre, wenn man sich dann besser doch nicht kennengelernt hätte. Sehnsucht, aber auch Liebesleid, wohin man blickt also. Durch Herz und Nieren geht ebenso das walachische Lied der Roma „Şaraiman“. Das Publikum hat sich längst warm gejubelt. Und im Finale darf natürlich das berühmte „Sanie cu zurgǎlǎi“ vom Schlitten mit den bimmelnden Glöckchen nicht fehlen. Klar, dass dann diverse Zugaben fällig sind.

Noch ein Wort zum Stargeiger Damian Dudu. Das Publikum hält regelrecht den Atem an, wenn der inzwischen in Köln lebende Künstler aus Rumänien, der lange Jahre auch in Griechenland auftrat, mit seinem Bogen ansetzt. Ein Ausnahme-Musiker wie er lässt es sich natürlich nicht nehmen, die „Delikatessen“ der Musik seiner Heimat anzuspielen und sie dann improvisierend zum Höhepunkt zu bringen. Beispiel: die „Ciocarlia“, also den rasend schnellen Gesang der Nachtigall nach Komponist George Enescu. À la Damian Dudu gewinnt das Meisterstück immer wieder neue Klangfarben singender Vögel. Kein Wunder, dass das Publikum rast und schon während des Konzerts Zugaben fordert.

 

Fotos: Ronald Friese (1), Ebba Hagenberg-Miliu (3)

 

Links:

 

www.astatine.de

Ana-Maria Leistikow

 

http://www.damian-dudu.com/

Damian Dudu

 

https://www.youtube.com/watch?v=OTfkAz8LH9A

Benjamin Clement

 

https://be.linkedin.com/in/vilmos-csikos-6a464532

Vilmos Csikos

 

 

 

 

 

General-Anzeiger Bonn

 

 

Heiß und schwermütig zugleich

 

Die rumänische Sängerin Ana Maria Leistikow trat im Sommer auch auf dem Bonner Marktplatz auf

 

Von Ebba Hagenberg-Miliu


BAD GODESBERG. Ana Maria Leistikow kommt gerade aufgeregt aus dem Tonstudio. Mit ihren Lieblingsmusikern hat sie neue Songs aufgenommen. „Marie si Marioara“ ist dabei, das aufwühlende Lied von der Liebe, die so heiß ist, dass sie tötet. In Leistikows Heimat Rumänien kennt es jeder. Wild jagen Geige, Gitarre und Kontrabass die Akkorde, während Leistikows Stimme all die Nuancen der Sehnsucht, der Wehmut und der Qualen der Liebe moduliert. Die Band hat auch gleich eins der berühmtesten Motive rumänischer Musik überhaupt eingebaut: „Ciocarlia“, also den rasend schnellen Gesang der Nachtigall von Komponist George Enescu. Konzentriert hört sich Leistikow noch einmal die Aufnahme an. Mit ihren drei Gipsy-Musikern Tcha Limberger (Geige), Benjamin Clement (Gitarre) und Vilmos Csikós (Kontrabass), hat sie eine Glanzbesetzung dazu gewonnen, wie sie schwärmt.

 

 

Die Drei bilden das bekannte Brüsseler Trio Limberger, Clement & Csikós. „Es ist gar nicht so leicht, Musiker zu finden, die auch hier fern unserer Heimat noch das richtige Gespür für unsere Folkolore haben“, sagt Leistikow. Unüberhörbar ist ihr Maria Tanase, die bekannteste rumänische Sängerin überhaupt, Muse. Die hatte sich mit ihrer eindrucksvollen dunklen Stimme in den 1950er Jahren sogar den Beinamen „Piaf des Ostens“ ersungen. Leistikows Stimme ist heller, doch an der von Tanase geschult. Sie stammt aus der rumänischen Donaustadt Braila. Und trägt auf der Bühne gerne auch die dort typischen gestickten Blusen. Aufmerksam hört sie nun auch in eine zweite Aufnahme hinein. „Pentru ce sa te mai iubesc“, „Damit du mich noch liebst“ heißt sie und stammt rhythmisch ebenfalls aus der so heiß- und gleichzeitig schwermütigen rumänischen Folkoloretradition. Eine Adaption von Django Reinhards's „Artillerie Lourde“ mit eigenem Text sei das, erklärt die Sängerin.

 

 

Und sie spielt schließlich noch ein Beispiel ihres Jazz-Projekts „Bukarest Bohème“ ein: „Ich liebe die Tradition der Bukarester Salons der 1930er und 1940er Jahre. Ich liebe diesen Vintage Jazz“, sagt Leistikow. Auch ihr drittes Standbein führt sie vor: das des Avantgarte-Jazz mit rumänischen Einflüssen. Dabei arbeite sie mit dem Komponisten Norman Peplow zusammen, erzählt sie. In den nächsten Tagen müssten die Songs noch gemastert, also fertig für die CD gemacht werden, die 2016 erscheint. Da wartet noch Arbeit auf die Künstlerin, die sich selbst auf der Bühne „Astatine“ nennt. Seit sie als Musikschülerin unter ihrem Mädchennamen Ana Maria Cutac mit neun Jahren einen Gesangswettbewerb in ihrer Heimat gewonnen habe, habe sie sich der Musik verschrieben, erzählt Leistikow. „Ich bin glücklich, wenn ich mich mit dem Singen ausdrücken kann, wenn ich damit eine Botschaft habe.“

 

 

Und wie kam die Sängerin nach Deutschland, genau gesagt nach Muffendorf? Denn da ist sie ja letztlich allen Besuchern des Herbst-Events Muffenale als Attraktion im Programm des Gasthauses Boris Leistikow bekannt. „Ich kam auf die Hochzeit meiner Schwester nach Godesberg – und da haben sich dann auch der Rhein-Prinz Boris und die Donau-Prinzessin Ana Maria verliebt“, erzählt Leistikow und lacht. Am 16. Dezember wird sie also in der Muffendorfer Hauptstraße 47 a zum nächsten Konzert einladen. „Und meine tolle Gipsy-Band aus Brüssel wird selbstverständlich auch dabei sein.“ Wie reagieren eigentlich ihre Fans, die gezielt zu ihren Auftritten pilgern, auf die Musik? „Die sagen, sie verstehen eigentlich kein Wort, aber die Lieder drückten alles schon selbst aus.“

 

 

Zum Jahresausklang wird es nochmals besinnlich, wenn Gastgeberin Ana Maria Leistikow auf dem letzten Hauskonzert des Jahres Lieder aus ihrer Heimat vorträgt. Passend zur jüngst aufgenommenen CD "Argint Viu" hat sie hierfür die aus der brüsseler Jazz Manouche Szene bekannten Musiker Benjamin Clement (Gitarre), Vilmos Csikós (Bass), sowie den rumänischen Ausnahmegeiger Damian Dudu eingeladen. "Bukarest Bohème" entführt Sie in die überschwängliche Welt  vergangener Tage und die lebhaften bukarester Salons der 20er und 30er Jahre.

 

Kontakt : www.astatine.de

 

Foto: Ronald Friese

 

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bad-godesberg/Ana-Maria-Leistikow-ist-in-Muffendorf-zu-Hause-article1770978.html

 

 

 

 

 

Maria Tanase und das rumänische Volkslied

 

Von Ebba Hagenberg-Miliu

 

Hier hilft auch die Frequenzänderung nichts: Das Knistergeräusch während der täglichen Musiksendungen im rumänischen Rundfunk ist bei

einigen beliebten Volksmusiktiteln nicht zu beheben. Die Aufnahmen stammen nämlich aus den 50er- und frühen 60er-Jahren des

vorigen Jahrhunderts – und sind doch auch viele Jahrzehnte danach noch fast so beliebt wie damals.

 

Wie kommt es, dass eine voluminöse, warme Altstimme der 50er- im modernen Rumänien sogar den Jugendlichen noch bekannt ist – ganz zu schweigen von der Popularität der Sängerin bei der älteren Generation? Das Phänomen heißt Maria Tanase. Voll setzt deren Alt in den Volksweisen, den Liedern der Einsamkeit, ein. Allein ihre stimmlichen Modulationen berichten dem Zuhörer von Sehnsucht, Wehmut und den Qualen der Liebe, sodass dieser die Texte gar nicht verstehen muss.

 

Dieselbe Stimme vermag es aber auch meisterhaft, gut gelaunte Scherz- und Trinklieder oder die beschwingten Reigenlieder zu interpretieren. Mitreißend wechselt sie Zweier- und Dreierrhythmen, beschleunigt mühelos und lässt selbst Gluckser, Lachen und Schreie so

gekonnt einfließen, dass diese turbulenten Weisen noch heute voller Lebensfreude stecken. Einige Liedzeilen haben es zudem faustdick hinter den Ohren. Wiegenlied-Interpretationen überzeugen, wenn Maria Tanase in langsamen Dreivierteltakten sanft das süße Kleine in den Schlaf singt.

 

Ein beachtlicher Teil des 400-Lieder-Repertoires der Sängerin stammt dabei aus eher entlegenen Landstrichen. Die Vorliebe der 1913 in Bukarest geborenen Tanase galt immer den originalen, von Modeeinflüssen unverfälschten Volksliedern. Sie selbst hat den Weg

in abgelegene Karpatendörfer nicht gescheut, um die in Text und Melodie authentischen cântece wiederzuentdecken und zu beleben. Und letztlich hat die Sängerin das rumänische Volkslied bis zu ihrem Tod 1963 mit Auslandsauftritten über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Noch 1965 erhielt sie posthum einen Schallplattenpreis in Frankreich.

 

Und die Rumänen? Die haben, selbst als unter dem kommunistischen Regime die Volksmusikszene mit politischen Untertönen behaftet war, auf Maria Tanases Erbe nichts kommen lassen. Auf ein Massenpublikum zugeschnitten war Tanase nämlich nie. Von glücklichen Bauern, glücklichen Kühen im glücklichen Vaterland hat sie nie gesungen. Ihr ging es um das authentische Lied. Und so wird ihre warme und volle Altstimme in Rumänien wohl auch noch viele weitere Jahre im Rundfunk zu hören sein – Knistergeräusche inklusive.

 

(Kurzfassung des Beitrags von Ebba Hagenberg-Miliu im DuMont Kulturreiseführer Rumänien)